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AutorenbildNatascha

Fuck up talk oder Scheiter heiter!

Wie eine positive Fehlerkultur dein Unternehmen bereichert

Fuck up talk
Aus Fehlern lernen

Ganz im Ernst: bei wem läuft immer alles rund und toll? Wenn ich so durch meine Feeds in meinen Social-Media-Kanäle scrolle, bekomme ich mitgeteilt, wer wieviele Millionen Euro in den letzen zwei Jahren mit Methode XY verdient hat. Also ganz abgesehen, ob das stimmt oder nicht - Glaubt mal das Ding nicht, dass das ohne Fails ablief. Wie viel Scheitern, wie viele Fehler gemacht und viele Schleifen dafür gedreht wurden - das sieht man nicht. Letztendlich wird darüber leider auch in den wenigsten Fällen darüber gesprochen.



Eine der für mich schönsten Geschichte unter dem Motto ‚Scheiter heiter‘ ist übrigens diese: 1968 sollte ein junger neuer Kollege bei 3M im Mittleren Westen der USA einen neuen Klebstoff entwickeln. Stärker, dauerhafter und widerstandsfähiger als jeder andere Klebstoff davor. Er experimentierte, probierte, mixte und rührte. Die entwickelte Masse klebte zwar - leider lies sie sich ebenfalls wieder wunderbar lösen. Damit konnte keiner was anfangen. Wirklich? Einige Zeit später saß eben dieser Kollege in einem Gottesdienst und wollte sich Seiten in seinem Gesangbuch markieren. Die Zettelchen, die er dafür verwendete vielen aber immer wieder aus dem Buch heraus. Ihr könnt euch denken, was jetzt geschah - Heureka hätte Archimedes gerufen - das war es doch! Allerdings sollte es nochmals 11 Jahre dauern, bis sich 3M dazu entschied, die gelben Klebenotizen, die wir als Post it kennen, in die Massenproduktion zu nehmen. Heute werden geschätzt mehr als 50 Millionen dieser Blöcke jährlich davon verkauft.


Post it
Fails als Chance betrachten

Der Begriff "Fehlerkultur" stammt aus dem Bereich des Qualitätsmanagements und bezieht sich auf die Einstellung und den Umgang einer Organisation oder eines Unternehmens mit Fehlern und Fehlern in Arbeitsprozessen. Die Idee dahinter ist, eine offene, transparente und positive Einstellung gegenüber Fehlern zu fördern, anstatt sie zu verurteilen oder zu bestrafen.







Die Wurzeln der Fehlerkultur können in der ISO 9000 Normenreihe gefunden werden, die erstmals in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Diese Normen, die sich mit Qualitätsmanagementsystemen befassen, legen den Fokus auf die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen und Produkten. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Normen ist die Einbeziehung einer effektiven Fehlerkultur.


Der Begriff "Fehlerkultur" wurde jedoch erst später geprägt und erlangte vor allem in den 1990er Jahren größere Aufmerksamkeit. In dieser Zeit gewannen Konzepte wie "Total Quality Management" (TQM) an Bedeutung, bei denen die Förderung einer positiven Fehlerkultur eine zentrale Rolle spielte.


Die Idee hinter der Fehlerkultur ist, dass Fehler als Chancen für Verbesserungen und Lernprozesse betrachtet werden können. Eine Organisation, die eine positive Fehlerkultur hat, ermutigt ihre Mitarbeitenden, ihre Fehler offen anzuerkennen, zu analysieren, aus ihnen zu lernen und Maßnahmen zu ergreifen, um ähnliche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Eine solche Kultur fördert offene Kommunikation, Verantwortlichkeit und Zusammenarbeit.


Im Gegensatz dazu steht eine "Schuld- und Sanktionskultur", in der Fehler als tabu angesehen werden und die Schuld einzelnen Personen zugeschrieben wird. In einer solchen Kultur werden Fehler oft vertuscht, was zu mangelhaften Verbesserungsprozessen führt und Innovation und Kreativität hemmt.


Eine negative Fehlerkultur hat erhebliche Auswirkungen auf Teams und Unternehmen, insbesondere auf ihre Effizienz. Hier sind einige der möglichen Konsequenzen einer solchen Kultur:


1. Angst vor Risiken


In einer Umgebung, in der Fehler bestraft oder negativ bewertet werden, werden Mitarbeitende zögern, innovative Ideen einzubringen oder neue Wege auszuprobieren. Dies kann die Kreativität und Innovationsfähigkeit des Teams stark einschränken und Unternehmen daran hindern, sich weiterzuentwickeln oder wettbewerbsfähig zu bleiben.


2. Mangelnde Offenheit und Transparenz


Wenn es eine Kultur der Schuldzuweisung gibt, werden Mitarbeiter dazu neigen, Fehler zu vertuschen oder zu verbergen, anstatt sie offen anzusprechen. Dies kann zu mangelnder Transparenz und Kommunikation führen, was wiederum die Effizienz von Teamarbeit und Zusammenarbeit beeinträchtigt.


3. Stagnation von Verbesserungsprozessen


Eine negative Fehlerkultur hemmt den kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Wenn Fehler als etwas Negatives angesehen werden, fehlt oft die Motivation, die Gründe für Fehler zu analysieren und Maßnahmen zu ergreifen, um sie in Zukunft zu vermeiden. Die Organisation bleibt daher in ineffizienten Prozessen stecken und kann keine wirklichen Fortschritte erzielen.


4. Geringe Mitarbeitermotivation


Wenn Fehler ständig negativ bewertet und sanktioniert werden, fühlen sich Mitarbeitende entmutigt und demotiviert. Dies kann zu niedrigerer Arbeitsmoral, geringerem Engagement und letztendlich zu einer verringerten Produktivität führen. Mitarbeitende könnten möglicherweise auch das Vertrauen in die Führungskräfte und das Unternehmen als Ganzes verlieren.


5. Hohe Mitarbeiterfluktuation


Eine negative Fehlerkultur kann zu einer hohen Fluktuation führen. Kolleg*innen, die sich nicht wertgeschätzt oder unterstützt fühlen und ständig Angst vor Fehlern haben, werden sich wahrscheinlicher nach einem positiveren Arbeitsumfeld umsehen. Ein Verlust von Talenten und ein hoher Rekrutierungsaufwand für dein Unternehmen.



Mann mit Händen vor dem Gesicht
Angst lähmt dein Unternehmen

Du siehst also eine negative Fehlerkultur beeinträchtigt die Effizienz deines Unternehmens stark. Es hindert deine Teams daran, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, Innovationsmöglichkeiten zu nutzen und kontinuierlich zu lernen und zu wachsen. Umgekehrt kann eine positive Fehlerkultur dazu beitragen, eine effiziente Organisation aufzubauen, in der deine Mitarbeitenden motiviert sind, Risiken einzugehen, aus Fehlern zu lernen und kontinuierliche Verbesserungen anzustreben.


Wenn wir in unseren Analysen bei Kunden sind, legen wir immer einen hohen Augenmerk auf die Betrachtung der Fehlerkultur im Unternehmen. Leider stellen wir immer wieder fest, dass das immer noch ein vernachlässigter Aspekt in vielen Unternehmen ist. 


Die Förderung einer positiven Fehlerkultur hat eine bedeutende positive Auswirkung auf die Effektivität und Entwicklung einer Organisation - dessen bin ich mir sicher! Indem Fehler als Lerngelegenheit betrachtet werden, öffnet sich Raum für Innovation und kontinuierliche Verbesserungen. Mitarbeitende werden ermutigt, neue Ideen und Lösungsansätze auszuprobieren, da sie wissen, dass Fehler als natürlicher Bestandteil des Lernprozesses akzeptiert werden.


Welche positiven Auswirkungen hat denn eine offene Einstellung zu Fehlern?


1. Lernen und kontinuierliche Verbesserung 


Indem Misserfolge und Fehler als Chance und nicht als Versagen angesehen werden, wird eine Kultur des kontinuierlichen Lernens gefördert. Kolleg*innen werden ermutigt, ihre Fehler offen anzusprechen, zu analysieren und daraus zu lernen. Dadurch entstehen iterative Lernschleifen, bei denen das Wissen und die Erfahrungen aus Fehlern genutzt werden, um Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen zu verbessern. Das wiederum führt zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung und Effizienzsteigerung im Unternehmen.


2. Innovationsförderung


Eine positive Fehlerkultur ermutigt Mitarbeitende, neue Ideen auszuprobieren und Risiken einzugehen. Indem sie wissen, dass Fehler als natürlicher Teil des Lernprozesses akzeptiert werden, werden sie eher innovativ und kreativ denken. Dies fördert die Entwicklung neuer Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse und ermöglicht es Unternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben und sich weiterzuentwickeln.


3. Offene Kommunikation und Teamarbeit


In einer positiven Fehlerkultur werden offene Kommunikation und Teamarbeit gefördert. Mitarbeitende fühlen sich ermutigt, ihre Fehler mit anderen zu teilen und von ihnen zu lernen. Das schafft ein Umfeld des Vertrauens und der Zusammenarbeit, in dem sich Teammitglieder gegenseitig unterstützen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Dies verbessert die Kommunikation und Effektivität von Teams und fördert eine gesunde Unternehmenskultur.


4. Mitarbeitermotivation und Engagement


Eine positive Fehlerkultur kann die Mitarbeitermotivation und das Engagement erheblich steigern. Wenn Beschäftigte wissen, dass ihre Fehler als Chance zur Weiterentwicklung angesehen werden und sie dabei unterstützt werden, sich zu verbessern, fühlen sie sich wertgeschätzt und sind motivierter, ihr Bestes zu geben. Das wiederum steigert die Produktivität und Qualität der Arbeit, was sich positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt.


5. Anpassungsfähigkeit und Resilienz


Gießkanne
Ideen und Lernerfolge fördern die Effizienz

Ein positiver Umgang mit Fehlern fördert die Anpassungsfähigkeit und Resilienz eines Unternehmens. Indem Pannen und Missgeschicke als Lerngelegenheiten betrachtet werden, entwickeln Mitarbeitende die Fähigkeit, sich an Veränderungen und Herausforderungen anzupassen. Sie sind bereit, aus Missgeschicken zu lernen und ihre Arbeitsweise anzupassen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. So bleiben Unternehmen flexibel und erfolgreich.




Ihr seht also, scheitern oder Fehler zu machen, ist kein Malus - es ist jedesmal eine Chance, noch besser zu werden.


Machen wir uns nichts vor: Fehler an der falschen Stelle oder zum falschen Zeitpunkt können fatale Auswirkungen haben und ich will nicht zum Fehler machen aufrufen. Sie passieren aus den unterschiedlichsten Gründen. Wenn sie passieren, sollten wir aber nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, sondern in die Rekapitulation gehen und analysieren, wie konnte der Fehler passieren, was wurde gemacht oder eben nicht gemacht, dass er passieren konnte. Was muss verändert werden, damit das nicht mehr passiert und wie kann man dem aktiv vorbeugen?


So nun freut euch auch mal über Fehler und geht doch mal in einer der viele Fuck up - Veranstaltungen. In Berlin zum Beispiel gibt es eine ganze Veranstaltungsreihe dazu. Es tut auch mal gut, mitzubekommen, dass nicht immer alles rund läuft - sondern dass es vielen genauso geht, wie euch. Weg vom Glitzer, Super-duper wie erfolgreich wir sind Content. Nur eins bitte: Danach aufstehen, Krone richten, weitergehen.


In diesem Sinne Scheiter heiter (übrigens ein so charmanter Begriff einer Lehrgangskollegin, die ich in einem Lehrgang zum Change Management kennenlernen durfte - danke dafür Corinna 🥳)


Du willst mehr zu unseren Prozessanalysen oder Seminaren wissen - dann schaue dich gerne bei uns um oder buche dir einen Analysecall. Ich freue mich auf dich!


Herzlich - Deine Natascha





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